Naturschutzgerechte Beweidung in der Weinviertler Klippenzone: Von kleinen Koppeln zu Wilden Weiden!
28. August 2025
Anlässlich des Starts des Projekts "Wilde Weiden" im Naturpark Leiser Berge (Projekt Wilde Weiden) fand dieser Fachaustausch zur Naturschutzbeweidung an zwei attraktiven Standorten statt. Erster Exkursionspunkt war der Waschberg bei Leitzersdorf, wo die wertvollen Halbtrockenrasen im Auftrag der Gemeinde seit 2019 vom Landschaftspflegeteam Holzer entbuscht und gemäht werden. Zwischen Mai und August 2025 wurden einige kleine Teilflächen (im Gesamtausmaß von 1,6 Hektar, davon ein Teil in Vorjahren bereits gepflegt und ein Teil noch ungepflegt) erstmals beweidet. Bürgermeisterin Sabine Hopf und Projektbetreuerin Julia Kelemen-Finan gaben einen Überblick der Aktivitäten, und dann holte der Leiter der Tierhaltung Alexander Ernst die Esel und Schafböcke vor den Vorhang. Oder besser: an den Weidezaun. Da die meisten Teilnehmer*innen selbst in Beweidungsprojekte und/oder Monitoring involviert sind – und sich die Weidetiere bereitwillig aufs Maul schauen ließen - folgten anregende Diskussionen über Mahd- und Weideeffekte, Fressverhalten, Dauer, Zeitraum, Intensität, Weidepflege und andere Aspekte, die eine naturschutzfachlich erfolgreiche Pflege ausmachen. Aufwand und Kosten waren ebenfalls ein wichtiges Thema. Fazit zum Waschberg: der Pilotversuch im heurigen Jahr ist nach Einschätzung der Teilnehmer*innen aus naturschutzfachlicher Sicht sehr positiv, auch wenn nicht alle Ziele erreicht wurden. So wurden von einigen Anwesenden etwa das Ausmaß an geschaffenem Offenboden oder die Strukturen an den Übergängen vom Gebüsch zur Wiese als sehr passend bewertet. Anderseits eignen sich die eingesetzten Weidetiere (3 Esel und 4 Schafböcke) zur „Entbuschung“ von dichten, bisher nicht entbuschten Flächen nicht. Auch auf einem Teil der (vor der Beweidung bereits entbuschten und) heuer ab Juli beweideten Flächen muss noch eine Weidepflege zum Nachschnitt von Rotem Hartriegel und Wolligem Schneeball erfolgen, damit die Gehölze nicht wieder nachwachsen. Eine differenzierte Bewertung aus naturschutzfachlicher und ökonomischer Sicht steht noch aus.
Szenenwechsel zum Buschberg in den Leiser Bergen. Hier präsentierten Alexander Ernst und Manuel Denner die gänzlich anderen Rahmenbedingungen, der Fokus ist auf Waldweide mit großen Pflanzenfressern. Mit 4 Konik-Pferden und 8 Zillertaler Rindern werden insgesamt 17 Hektar Wald und Offenflächen in mehreren großen Koppeln nacheinander beweidet. Dazu ist auch eine andere Infrastruktur inklusive Traktor notwendig. Wichtige Diskussionspunkte waren unter anderem die rechtlichen Aspekte der Beweidung im Wald sowie die Finanzierung des Projektes. Zum Abschluss bestiegen wir noch den Felsrücken, der schon im Rahmen eines Freiwilligeneinsatzes bei den „Gemeindebausteinen NÖ“ im Jahr 2019 entbuscht wurde, und wo Waldschafe seither jährlich im Herbst überstandiges Material „wegputzen“. Die Große Küchenschelle (Pulsatilla grandis), die heuer im Spätsommer nochmals kräftig nachwuchs, übersät den freigestellten Aussichtspunkt eindrucksvoll.
Der Fachaustausch der Teilnehmer*innen aus Niederösterreich, Wien und dem Burgenland zeigte einmal mehr, wie unterschiedlich die Ansätze und Rahmenbedingungen für Mahd und Beweidung sind, auch in Hinblick auf Flächengrößen, verfügbarer Tiere oder örtliche Akteure. Inspiriert von vielen neuen Ideen und Kontakten durften wir den Tag ausklingen lassen!
Die Veranstaltung fand im Rahmen des LEADER-Projektes „Wildblumenheu vom Waschberg“ der Gemeinde Leitzersdorf statt, das vom Land NÖ und der EU gefördert wird.